Die Gier nach Land
Christian Bobst
Fokus Landgrabbing

Die Gier nach Land

Landgrabbing

Seit der Finanz- und Lebensmittelkrise bedroht ein altes Phänomen die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen erneut: Der Verkauf und die Verpachtung grosser Landflächen an Plantagenfirmen, Investoren und ausländische Staaten. Besonders verbreitet in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Landgrabbing betrifft rund um den Globus riesige Flächen Land. Vorsichtige Berechnungen gehen davon aus, dass über 75 Millionen Hektaren Land seit dem Jahr 2000 so vergeben wurden, alleine für land- und forstwirtschaftliche Zwecke. Dieses Land, das vorher meist von Kleinbäuerinnen und -bauern bebaut wurde, wird dann kontrolliert von Finanzakteuren, Konzernen, Firmen ausländischer Regierungen oder reichen Privatpersonen.

Die Ursachen für die Landnahmen sind so vielfältig wie die Akteure und die Landdeals selber. Finanzakteure, die Land und Wasser im Zuge der Finanzkrise als sichere Anlagen entdeckten; Konzerne und Investoren, die mit Soja, Palmöl oder Schnittblumen oder CO2-Zertifikaten über Baummonokulturen Profit machen; Staaten wie Saudi Arabien oder Südkorea, die im Zuge der Nahrungsmittelkrisen neue Anbauflächen für ihre Bevölkerung suchten. Dabei bewegen sie sich oft in Grauzonen des Rechts zwischen traditionellen Landrechten und festgeschriebenen Eigentumsverhältnissen. Unterstützung erhalten sie von multinationalen Institutionen wie der Weltbank und auch von Regierungen, die sich davon wirtschaftlichen Aufschwung und Entwicklung erhoffen – oder auch nur privaten Profit.

Besonders betroffen von Landgrabbing sind Afrika und Asien, doch auch in Europa und Australien nimmt der Ausverkauf von grossen Landflächen laufend zu – sei es für den industriellen und grossräumigen Anbau von Nahrungsmitteln, Futtermitteln, pflanzlichen Rohstoffen, Agrotreibstoffen, Aufforstung für Klimakompensation oder als reines Spekulationsobjekt. In den meisten Fällen spielt auch Watergrabbing eine bedeutende Rolle: Durch die Bewässerung der Monokulturen wird der lokalen Bevölkerung das Wasser abgegraben und gleich mit den angebauten Produkten exportiert. Den Preis dafür bezahlen Bauern und Bäuerinnen, Hirt:innen, Fischer:innen und all diejenigen Menschen, deren Lebensunterhalt von der langfristigen Nutzung der Böden abhängt. Die regional angepasste, bäuerliche Landwirtschaft wird verdrängt durch eine Agrarindustrie, bei der Boden zur Ware und zum Mittel für möglichst hohen Profit wird. Ein Modell, das bereits Millionen von Menschen die Lebensgrundlage gekostet hat.

Zahlen & Fakten

Das tut HEKS

Landgrabbing zerstört die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen. Entsprechend vehement engagiert sich HEKS zusammen mit seinen Partnerorganisationen im Süden gegen die grossflächige Landnahme und die auf Profit ausgerichtete Landwirtschaft als deren Treiber.

  • Vernetzung gegen Landgrabbing fördern: HEKS unterstützt verschiedene Partnerorganisationen in Westafrika sowie in Indonesien, die sich gegen Landgrabbing wehren und die betroffene Bevölkerung dabei unterstützen, ihren Zugang zu Land sicherzustellen. HEKS finanziert Workshops und Initiativen, an denen die Organisationen und betroffene Leute ihre Erfahrungen austauschen und sich vernetzen können.
  • Landgrabbing in der Schweiz thematisieren: Als erste Organisation in der Schweiz hat «Brot für alle» Landgrabbing in der Öffentlichkeit und in den Medien zum Thema gemacht. HEKS untersucht, welche Firmen in der Schweiz Landgrabbing betreiben oder dies unterstützen, macht Recherchen und unterstützt die betroffenen Leute konkret. Mit dieser gemeinsamen Arbeit ändern wir die Strukturen, die zu Landgrabbing führen.
  • Geldströme für Landgrabbing-Projekte unterbinden: HEKS und ehemals «Brot für alle» hat immer wieder die finanziellen Beteiligungen von Schweizer Banken und der öffentlichen Hand an Landgrabbing-Projekten öffentlich gemacht und macht Druck, damit keine öffentlichen Schweizer Gelder in Landgrabbing Projekte fliessen.
  • Bäuerliche Landwirtschaft stärken: HEKS setzt sich für einen Richtungswechsel in der Landwirtschaft ein. Denn das aktuell dominierende industrielle Landwirtschaftsmodell, das auf grossen Flächen mit dem intensiven Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln Agrarrohstoffe produziert für einen möglichst hohen privaten Profit, ist massgeblich mitverantwortlich für Landgrabbing.
  • Pionierarbeit gegen Landgrabbing unterstützen: Auf internationaler Ebene arbeitet HEKS mit der Nichtregierungsorganisation Grain zusammen, die das Phänomen als erste publik machte und den Namen Landgrabbing prägte. Nebst Analysen und der Zusammenarbeit mit zahlreichen Bauernorganisationen führt Grain die Website farmlandgrab.org, auf der umfassende Informationen zu Landgrabbing weltweit aufgeführt sind. Für ihr Engagement wurde die Organisation 2010 mit dem alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Hintergründe und Fallstudien

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